Freitag, 22. März 2013

Befunde sind da

Heute ist Donnerstag, der 21.03.2013...

Ich bin gerade von der Arbeit nach Hause gekommen.
Am besten, ich schaue gleich mal in den Briefkasten.

Uih, ein Brief. :-)
An Frau Sindy, PERSÖNLICH!

Ich öffne den Brief.
Da hab ich es schwarz auf weiß - ich bin als Spender geeignet.

Es gibt eine ordentliche Zusammenfassung über meinen allgemeinen Gesundheitszustand und über vorangegangene Impfungen und Krankheiten.
Zudem die Befunde des Lungenfunktionstests und des Thorax-Röntgens.
Und die genauen Befunde der Blutentnahmen und der Urinprobe sind auch drin.


Alles im idealen Rahmen - super. :-)


Auch, wenn ich das alles schon weiß, freu ich mich trotzdem wie ein kleines Kind.

Wann kriegt man schon mal so viel "Lob" für die eigene Gesundheit? ;-)



Gestern hatte ich ja schon den Brief mit der Spenderfreigabe von der Cellex erhalten.
Zusammen mit der Buchung des Hotels für meinen Mann.


Mit meinen Eltern und den Schwiegereltern ist wegen der Kinder auch schon alles abgeklärt.
Auch die Schule unseres Sohnes zieht mit und hat ihn für die drei Tage, die ich in Frankfurt sein werde, freigestellt, damit er bei seinen Großeltern bleiben kann.


Auch bei mir auf Arbeit haben alle positiv reagiert.
Das Schreiben der Cellex für meinen Arbeitgeber wurde schon an die Personalstelle weitergeleitet.


Es ist also alles vorbereitet und geklärt.
Jetzt heißt es, gesund bleiben und auf den Termin warten. ;-)




Dienstag, 19. März 2013

Der ersehnte Anruf

Heute ist Dienstag, der 19.03.2013.

Ich weiß, dass die Freigabe ja spätestens am Freitag kommen soll.
Aber ich kann nicht warten.


Um 10:00 Uhr rufe ich bei der Cellex an, die sich um die Organisation kümmert.

Nein, es ist noch keine Freigabe da.
Ob ich morgen nochmal anrufen kann?
Ja, selbstverständlich.


Um 15:05 Uhr klingelt mein Handy.
Die Cellex.
Die Spenderfreigabe ist da!!!!

Ich bin so dermaßen erleichtert.
Alles passt, ich kann spenden.


Wenn das für mich schon so erleichternd und aufregend ist, wie muss es dann erst für den Empfänger und seine Familie sein?


Die Dame sagt mir, dass ich nun noch die schriftliche Bestätigung erhalte und auch den Befundbericht der Voruntersuchung.
Und dass alles Weitere dann von der Klinik in die Wege geleitet wird und man sich bei mir meldet.

Ich frage gleich mal nach, wie es wegen der Begleitperson aussieht, also ob mein Mann mich zur Spende begleiten darf.
Selbstverständlich, wir buchen ihm sofort ein Hotelzimmer und senden Ihnen alles zu.
Prima.

Geschafft.
Ich bin glücklich, dass ich helfen darf.


Am 02.04.2013, also dem Dienstag nach Ostern, werde ich in der Klinik aufgenommen, am 03.04.2013 wird die Spende sein und am Tag danach darf ich, wenn es mir gut geht, nach Hause.

Meine Kinder bringen wir in dieser Zeit bei den Großeltern unter. Sie haben uns ihre volle Unterstützung zugesagt.


Jeder, der bislang erfahren hat, dass ich spenden werde, hat positiv darauf reagiert, wenn auch viele sich das für sich selbst nicht vorstellen können.


Jetzt heißt es Daumen drücken, dass es dem Empfänger gut genug geht, um die Spende empfangen zu können.

Ich werde jetzt sehr auf mich aufpassen, mich von Menschenmengen fern halten und einen Gang zurückschalten.
Ich will kein Risiko eingehen - davon hängt vielleicht ein Leben ab.


Voruntersuchung

Am 14.03.2013, einem Donnerstag, setze ich mich in mein Auto und düse über verschiedene Autobahnen in Richtung Frankfurt am Main.

Schon nach vier Stunden bin ich an meinem Hotel, dem Dorint in Niederrad angekommen.

Nachdem ich absolut unkompliziert eingecheckt habe, mache ich es mir erst einmal in meinem Zimmer gemütlich und rufe meine Familie an, dass ich gut angekommen bin.

Da ich noch viel Zeit habe, mache ich mich zu Fuß auf den Weg in Richtung Innenstadt, was sich als blöde Idee erweist, weil es doch einige Kilometer bis dorthin sind...

Nun ja, nach eineinhalb Stunden bin ich zumindest schon an der Uni-Klinik und weiß, wo der Haupteingang ist.

Nachdem ich also vier Stunden durch die Gegend renne, entscheide ich mich, zum Hotel zurück zu gehen und dort zu Abend zu essen.
Es stellt sich heraus, dass das ein guter Gedanke ist, denn das Essen und der Service sind super.

Ich kuschele mich dann später in mein Hotelbett, schaue Germany´s Next Topmodel und schlummere nach einem Gute-Nacht-Telefonat seelig ein.


Am nächsten Morgen, dem 15.03.2013, einem Freitag, stehe ich um 06:30 Uhr auf, dusche und gehe zum Frühstück.
Danach noch Sachen zusammenpacken, auschecken und ab zum DRK-Blutspendedienst Frankfurt, wo die Voruntersuchung stattfindet.

Nachdem ich auf dem hauseigenen Parkplatz ein Plätzchen für mein Wägelchen gefunden habe, werde ich am Empfang freundlich begrüßt und in die erste Etage geschickt, wo ich mich an der Anmeldung melden soll.
Ich bin pünktlich.

Alle sind sehr nett, muss ich sagen. Das finde ich toll.
Ich kriege massig Zettel zum Ausfüllen und als ich fertig bin, geht´s auch schon zum Blutabnehmen.
15 bis 20 Röhrchen sind das bestimmt. 
Dann noch schnell das Urinbecherchen in meine Hand gedrückt - halb voll reicht. ???
Ich muss zwar nicht, bemühe mich aber, die "Anforderungen" zu erfüllen.

Und jetzt?
Nehmen Sie kurz Platz - die Ärztin ruft sie gleich.

Da ruft sie auch schon, die nette Frau Dr. Bräuninger.
Wirklich, eine sehr sehr nette und ruhige Frau.
Wir unterhalten uns, sie erklärt mir haargenau, was gemacht wird und wie.
Und dann untersucht sie mich, macht ein EKG und befindet mich, was ihre Untersuchung anbelangt, für gesund.

Jetzt bin ich soweit fertig.
Ultraschall muss bei mir nicht gemacht werden, weil ich ja nicht spritzen muss.
Eigenblut wird mir auch nicht abgenommen, da man wohl nur knapp 600 ml Knochenmark-Blut-Gemisch von mir braucht.
Das macht mir gleich eine Gänsehaut - es handelt sich wohl meiner Berechnungen nach um ein Kind.
Ich spüre, wie mir die Tränchen in die Augen steigen.
Jetzt erst wird mir das Ausmaß bewusst.
Jetzt bekommt das Ganze ein Gesicht, wird greifbar.
Ich frage, ob diejenigen schon wissen, dass es einen möglichen Spender gibt.
Ja, sie wissen das.
Ich soll jetzt schön auf mich aufpassen.

Jetzt bin ich im Blutspendedienst fertig und muss zur Uni-Klinik zur Thorax-Röntgen und zum Lungenfunktionstest.
Ich gehe zu Fuß.
Lange warten muss ich dort nicht.
Alles verläuft prima.

Dann könnte es jetzt nur noch an den Blutwerten scheitern.
Ich habe ja immer noch eine Erkältung und in den letzten Tagen auf Anraten meiner Hausärztin Antibiotika genommen.
Ob das ein Ausschlussgrund ist?
Der Ärztin habe ich Bescheid gegeben - sie will es berücksichtigen.


Wir werden sehen.


Ich fahre nach Hause und warte auf die Spenderfreigabe, die spätestens am Ende nächster Woche da sein soll.

Warten?

Ich ertappe mich dabei, dass ich warte.
Aber ich will geduldig sein.

Zwischendurch lese ich die Beiträge im DKMS-Forum.

Das hilft, die Zeit zu verkürzen und außerdem kann man lesen, wie es Anderen ergangen ist oder gerade ergeht.


Am 07.03.2013, einem Donnerstag, klingelt plötzlich mein Telefon.

Ich sehe die Nummer und weiß, wer dran ist.
Wieder Herzklopfen.

Ich passe als Spender.
Ob ich noch bereit wäre zu spenden?
Natürlich bin ich das.
Ob ich auch bereit wäre, für die operative Knochenmarkentnahme?
Ja, natürlich.
Ob ich Zeit hätte, damit sie mir alles erklären kann?
Klar hab ich Zeit dafür.
Die Dame erklärt mir genau, was nun auf mich zukommen würde, wie der Ablauf einer Spende ist und und und.
Das weiß ich schon alles, denke ich, sage aber nichts, sondern lasse sie erzählen.
Ob ich immer noch bereit wäre zu spenden?
Ja, klar, wenn ich helfen kann, will ich helfen.

Sie sagt mir, dass es jetzt schnell gehen müsste.
Die Klinik des Empfängers hat darum gebeten, die Entnahme am 25.03.2012 durchzuführen.

Waaaaaaaaaaaaaas?
So schnell???
Und die Voruntersuchung?
Ja, die müsste dann in der nächsten Woche erfolgen.
In Dresden oder in Köln. 
Das kann sie mir noch nicht genau sagen, da es ja bestimmte Kapazitäten gibt und sie noch nicht weiß, wo was frei ist.
Ich bitte darum, den Termin auf nach Ostern zu legen, wenn das geht, weil ich das ja auch mit meinem Arbeitgeber abklären muss.
Sie sichert mir zu, sich zu kümmern und sich zu melden.


Am 08.03. meldet sich niemand, am Wochenende auch nicht. Am 11.03. auch nicht.
Ich entschließe mich nachzufragen.
Man muss mich leider auf den nächsten Tag vertrösten, da noch keine Antwort der Empfänger-Klinik vorliegt.


Am 12.03.2013 klingelt wieder mein Telefon.

Jetzt wird es ernst.

In Frankfurt am Main soll die Voruntersuchung sein. Und auch die Entnahme.

Frankfurt? So weit weg?
Ich habe bis dahin immer nur von wohnortnahen Kliniken gelesen. 
Das ist hier ja mal so gar nicht der Fall.
Das sind 400 km!!!

Egal, ich sage zu.

Der Termin für die Voruntersuchung ist am 15.03.2013, 08:30 Uhr.

Da ich so eine weite Anreise habe, wird man mir ein Hotel buchen.

Bereits am Nachmittag habe ich die erforderlichen Unterlagen wie den Ablaufplan, Wegbeschreibungen, Hotelbuchung und Kostenabrechnungsvordruck per Mail in meinem Postfach.

Zwei Tage später dann auch im normalen Post-Briefkasten.

Es kann also losgehen.

Bestätigungstypisierung

Freitag, 15.02.2013


Pünktlich um 07:00 Uhr morgens stehe ich mit meinem DKMS-Päckchen im Labor meiner Hausärztin.

Einen kleinen Moment muss ich noch warten.
Dann bin ich auch schon dran.

Die Schwester muss sich erstmal alles genau ansehen, da das Vakuum-Entnahme-Set ganz anders ist als das, was sonst in der Praxis verwendet wird.

Sie entnimmt mir also 30 ml Blut in insgesamt 3 kleinen Röhrchen.
Zwei davon werden in einen Karton gepackt, den später ein Kurier abholen wird, was von der DKMS so organisiert wurde.
Ein anderes Röhrchen kommt in einen anderen kleinen Karton und wird per Post in ein Labor nach Kaiserslautern geschickt.


Das war´s schon?
Ging ja fix und tat nicht weh.


Nun heißt es warten.

Die nette Dame von der DKMS sagte, dass das bis zu 12 Wochen dauern kann, bis ich Bescheid bekomme.

Das kann ja heiter werden. Wo ich doch so ein geduldiger Mensch bin.

Post ist da...

Es ist der 13.02.2013, ein Mittwoch.

Es klingelt an der Tür.
Ich öffne.
Der Postbote.
Er hält ein kleines Päckchen in der Hand.
Deutlich sehe ich die vier roten Buchstaben... D... K...M...S
Mein Herz schlägt schneller.

Bitte die Unterlagen in der Folie durchlesen und unbedingt vor Öffnen des Päckchens die DKMS anrufen!
Nicht das Päckchen öffnen. Erst den Brief lesen.
Mein Herz hämmert.

Ihre Bereitschaft zur Lebensspende - Bestätigungstypisierung

Mein Herz macht einen Hüpfer.

... Erfreulicherweise hat sich jetzt herausgestellt, dass Sie mit einem Patienten, für den ein Stammzellenspender gesucht wird, in mehreren Gewebemerkmalen übereinstimmen. Dieser Befund bedeutet, dass Sie für den Patienten in die engere Wahl als möglicher Stammzellenspender kommen. ...
... Bitte setzen Sie sich schnellstmöglich telefonisch mit uns in Verbindung, ...

Uff...
Ich schaue auf die Uhr. 16:58 Uhr.
Bis 17:00 Uhr kann man anrufen.
Ich wähle die angegebene Nummer - Mailbox...
Ich versuche es direkt bei der angegebenen Ansprechpartnerin.
Es klingelt.
Sie nimmt ab. 

Das Gespräch nehme ich nur bedingt wahr, aber ich verstehe, dass sie mir erklärt, dass ich mit den Röhrchen im Päckchen zu meiner Hausärztin - sie ist in deren Datenbank vermerkt - gehen soll.
Sie besorgt mir einen Termin. Wann es mir recht wäre?
Ähm... Mir egal, ich richte es auf jeden Fall ein. Am besten so schnell wie möglich.
Prima.
Auf Wiederhören.
Aufgelegt.
Mein Herz klopft immer noch ganz wild. 



Valentinstag, 14.02.2013

Ich habe eine E-Mail von der DKMS. 
Und eine SMS.
Ich habe den Termin bei meiner Hausärztin. Am 15.02.2013, 07:00 Uhr.
Ich bestätige per Mail.

Jetzt wird es ernst.

Der Anfang

Hier ist es nun... Mein erstes eigenes Blog...

Warum ich ein Blog schreibe?
Weil ich meine Gedanken festhalten möchte.
Weil ich Anderen Informationen zur Verfügung stellen möchte.
Weil es wenige Blogs oder direkte Erfahrungsberichte zu "meinem" Thema im www gibt.


Ich schreibe hier also an meinem ersten Blog und es geht nicht um Mode, Beauty oder Lifestyle...
Es geht um Leben, Hoffnung, Hilfe...


Ja, ich schreibe ein Blog über meine ganz eigenen Erfahrungen zum Thema 


Knochenmarkspende fragt ihr euch?
Ja.
Ein Thema, das viele gern vermeiden, da mit der Spende stets auch das Leiden eines Anderen einher geht.
Leiden, das niemand gern sehen möchte, weil es aufzeigt, wie verletzlich man doch ist.
Man hofft, dass man durch das Nicht-Denken an Schlimmes auch Schlimmes verhindert. 
Frei nach dem Motto: Sehe ich dich nicht, siehst du mich auch nicht.

Doch wir haben alle auch Verantwortung. Füreinander.

Und da beginnt meine Geschichte.


Vor einigen Jahren habe ich eher zufällig von der Möglichkeit erfahren, sich ohne große Schwierigkeiten und Umstände bei der DKMS per Wangenabstrich typisieren zu lassen. Als möglicher Stammzellen- bzw. Knochenmarkspender.
Da ich selbst Mutter bin und man immer wieder in den Medien von Leukämie bei Kindern gehört hatte, beschlossen mein Mann und ich, uns auch typisieren zu lassen.

Gesagt, getan, erledigt.
Punkt.

Man denkt darüber nach, was das bedeutet - ein Leben retten.
Aber wirklich bewusst ist man sich der Tragweite seiner Entscheidung eigentlich nicht.
Das kann ich zumindest im Nachhinein so sagen.
Aber es ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass man helfen können wird, wenn es soweit ist...

Eigentlich habe ich über eine mögliche Spende dann auch nicht mehr nachgedacht. Der Alltag war da und da hat man einfach andere Dinge, die einen beschäftigen.

Bis das Patenkind einer Bekannten einen Stammzellenspender suchte.
Da hoffte ich zum ersten Mal, dass ich vielleicht diejenige welche sein könnte.
War ich aber nicht.
Gott sei Dank konnte dem Mädchen aber, nachdem kein Spender gefunden wurde, durch Stammzellen der eigenen Mama geholfen werden.


Okay, das Thema war also wieder von Tisch... Man hat wieder nicht mehr dran gedacht...